Digitale Nomaden Jobs Officeflucht

Angestellt und trotzdem ortsun­ab­hängig? So findest du Jobs!

9 Min. Lesezeit 

Gastbeitrag

von Hannah Schmitt-Samuels

Viele Menschen, die es online versuchen, reizt vor allem eines: Die Möglichkeit, von theore­tisch jedem Ort aus arbeiten zu können.

Abenteuer zu erleben. Die indivi­duell perfekte Work-Life-Balance heraus zu kristal­lieren. Sein Leben nicht hinaus­zu­schieben, bis die Freiheit der Rente winkt (und mit ihr ggf. so einige körper­liche Gebrechen), sondern jetzt schon auszu­ziehen und hinter all die Träume, die man auf seiner Bucket-Liste angesammelt hat, einen Haken mit Smiley zu setzen.

Diese Freiheit kommt aller­dings mit einer sehr essen­ti­ellen Frage einher…

Woher kommt das Geld?

 

Sicher, es gibt einige die es schaffen, sich online ein Passiveinkommen zu erwirt­schaften. Aber so etwas braucht Zeit und in der Regel auch ein wenig Geschick, um an den richtigen Rädern zu drehen.

Bis das trägt kann es sein, dass du von Freiheit und Abenteuer erst mal nicht viel zu spüren bekommst, weil du nämlich hart arbeiten und das vorher ersparte Geld zusam­men­halten musst.

Diejenigen, die kein Passiveinkommen haben, sind in der Regel Freelancer oder Dienstleister wie z.B. Coaches. Bei beiden gibt es ein gewisses Abhängigkeitsproblem: Hast du keinen regel­mä­ßigen Kunden, der dich theore­tisch über Wasser halten kann, hast du ständig Bauchschmerzen, woher bloß dein nächster Paycheck kommt.

Das ist nicht jeder­manns Sache. Besonders nicht für Leute, die auch noch die Verantwortung für ihre Familie tragen. Wenn ich als junger Erwachsener mal einen Monat nicht so viel/toll essen kann, oder in die nächst­beste WG auf eine Couch ziehe, um ein Dach über dem Kopf zu haben, ist das eine Sache. Wenn es um die eigenen Kinder geht, eine ganz andere.

Was schade ist, denn dadurch rückt der Traum von der Ortsunabhängigkeit vermeintlich in weite Ferne. Und mit ihr all die Abenteuer, die du eigentlich erleben wolltest.

Aber was wäre…

 

…wenn es gar nicht so sein muss? Was, wenn es gar kein entweder-oder, kein Träume leben oder finan­zielle Sicherheit, sein muss? Wenn du dafür weder Freelancer sein, noch ein Online-Business-Passiveinkommen haben musst? Sondern das ganz banal als Angestellter gehen könnte?

Nein, wirklich! Das geht! Es gibt tatsächlich Jobs, bei denen man festan­ge­stellt ist, aber trotzdem nicht ins Büro kommen muss.

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Wie kommt man an sowas ran?

 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Bevor wir hier aber über konkrete Such-und-Finde-Möglichkeiten sprechen, ist es wichtig, einmal kurz analy­sieren. Nicht jeder Job ist für die Ortsunabhängigkeit geeignet. Wenn du eigentlich Verkäuferin bist und im Laden präsent sein musst, kannst du natürlich nicht erwarten, diesen Beruf weiter ausüben und gleich­zeitig die Flatter machen zu können.

Geeignet sind generell Tätigkeiten, die zum größten Teil am Computer statt­finden. Das sind klassi­scher­weise IT-Jobs, aber auch Design, Schreibarbeiten, Marketing und Kommunikation lassen sich prima ausführen, egal wo du dich mit deinem Laptop hinpflanzt (Internet vorausgesetzt).

Falls du in einem nicht-geeig­netem Job steckst, überlege für dich, ob du den Beruf wechseln magst. Vielleicht ist es ja auch möglich, innerhalb der Firma in eine andere Abteilung zu wechseln?

Falls du in einem geeig­netem Beruf arbeitest, suche das Gespräch mit deinem Chef. Wer weiß, vielleicht ist er ja einver­standen, wenn du ihm die Vorteile für beide Seiten schmackhaft machen kannst. Einen Versuch ist es in jedem Fall wert.

Damit das Gespräch aber nicht sofort im Sande verläuft, mach dir  ein paar realis­tische Gedanken. Wie könnte dein zukünf­tiger Arbeitsrhythmus aussehen? Gibt es bestimmte Zeiten, in denen du garan­tiert erreichbar bist? Ist es möglich, Absprachen in regel­mä­ßigen Skypegesprächen zu treffen? Welche Cloudsoftware könntet ihr als Dokumentenspeicher/-übergabe nutzen? Sind Chatnachrichten eine Möglichkeit, wenn ein richtiges Gespräch nicht funktioniert?

Je mehr Fragen du beant­worten kannst und je klarer dein eigenes Bild im Kopf, desto besser. Solltest du jedoch auf Granit beissen und nicht zurück­stecken wollen, muss wohl ein neuer Job her. Du könntest nach einem “ortsun­ab­hän­gigen Job” googeln, aber das bringt erfah­rungs­gemäß wenig brauchbare Ergebnisse.

Plattformen

 

Ein bisschen besser ist es, bei den klassi­schen Jobportalen wie Monster.de oder indeed.de vorbei­zu­schauen. Hier solltest du aller­dings nach dem Stichwort “Home Office” suchen. “Remote” oder “ortsun­ab­hängig” scheinen sie nicht zu kennen. Sei aber nicht zu enttäuscht, wenn die Beute nicht besonders groß ist: Die meisten Jobs im Home Office sind hier leider Vertriebstätigkeiten im Außendienst, die noch dazu an eine bestimmte Region gebunden sind…

Es gibt aller­dings Plattformen, die speziell auf “Remote Jobs” ausgelegt sind.

Zu den inter­na­tio­nalen Jobbörsen, die sich auf ortsun­ab­hängige Jobs spezia­li­siert haben, gehören z.B. RemoteOk.io, WeWorkRemotely.com und GoRemote.io.

Spannend ist auch dieser Artikel: 25+ fully remote companies that let you work from anywhere

Dann gibt es Jobbörsen mit mehrheitlich “normalen” Angeboten, deren Dichte an ortsun­ab­hän­gigen Jobs sich jedoch sehen lassen kann.

Dazu gehören Stackoverflow, Jobspotting und Freelancermap.

Nun ist es aber so, dass all diese Plattformen etwas gemein haben: Neben einem großen Angebot für Freelancer (was wir ja gerade nicht wollten), sind sie auch sehr international.

International?

 

International ist an sich nichts Schlimmes, schließlich kannst und willst du deine Arbeit von überall aus erledigen. Warum also darauf achten, wo der Sitz der Firma ist? Ganz einfach, weil sich die Arbeitsgesetze zwischen Deutschland und z.B. den USA, woher die Mehrheit der Angebote kommt, stark unter­scheiden. Deutsche Firmen geben beispiels­weise wesentlich mehr (bezahlte!) Urlaubstage. Wir haben hier einen umfas­senden Mutterschutz. Eine real existie­rende Elternzeit. Einen Kündigungsschutz. Und einen Krankenversicherungsschutz!

Ganz anders in den USA. Hier gibt es keinen garan­tierten Mindesturlaub. Tatsächlich ist es so, dass 70% der Arbeitnehmer nur 15 Tage oder noch weniger frei haben im Jahr – meist unbezahlt, versteht sich. Der Mutterschutz beträgt hier ganze drei Wochen nach der Geburt (vor der Geburt gibt’s nix frei, es wird gearbeitet bis das Baby kommt). Und von Elternzeit hat noch nie jemand was gehört.

Kündigungsschutz in den USA? Hüst, hüst. Nein. Du bekommst netter­weise 14 Tage vorher Bescheid gesagt, dass du deinen Tisch räumen darfst. Tjaaaa, und Krankenversicherung? Manchmal bietet der Arbeitgeber eine Versicherung, die aber jedes Jahr neu mit der Krankenversicherung verhandelt wird. Ansonsten sieht es mau aus. Auch, wenn die Affordable Care, auch Obamacare genannt, noch ein klein wenig länger Bestand hat als erwartet, ist es doch mit dem Leistungsangebot der deutschen Krankenversicherung (oft auch preislich) nicht vergleichbar. Und wie es damit weitergeht steht noch in den Sternen.

Dies alles sind Gründe, für ein deutsches Unternehmen zu arbeiten. Und wer weiß, vielleicht willst du irgendwann wieder sesshaft werden. Deutsche, ortsun­ab­hängige Festanstellungen sind leider unglaublich schwer zu finden.

KENNSTE, KENNSTE, KENNSTE?

 

Eines ist die Jobbörse von DNX.

Zu einem großen Teil gibt es hier deutsche Arbeitsangebote. (Leider) sind viele projekt­ba­sierte Aufgaben für Freelancer dabei. Aber das ist nicht immer der Fall.

BerlinStartupJobs.de ist eine weitere Option. Hier gibt es zwar auch viele Angebote für ortsge­bundene Anstellungen oder auch für Freelancer, aller­dings sind wirklich viele gute remote Jobs in Festanstellung dabei.

Und dann gibt es noch RemoteArbeiten.de, das von Coworking-Space-Plattform MESHVILLE ins Leben gerufen wurde. Der große Vorteil hier ist, dass diese Seite stark kuratiert ist. Es gibt ausschließlich Festanstellungen bei deutschen oder mittel­eu­ro­päi­schen Firmen, die zu mindestens 50% ortsun­ge­bunden sind.

Und auch, wenn der Fokus auf IT liegt, einfach, weil es hier die meisten Angebote gibt, so ist doch auch etwas für Texter, Designer, Projektmanager oder Social Media Experten dabei.

In eine ganz andere Richtung gehen Programme wie Remote Year. Wenn man nach Begleitung und Struktur sucht, seien sie einem wirklich ans Herz gelegt. Wer noch keinen remote-fähigen Job hat, kann hier einen finden. Entweder als Freelancer, getragen durch das Netz der Community, oder sogar als Angestellter in einem Unternehmen. Remote Year arbeitet nämlich mit Unternehmen und Start-Ups zusammen, die ein offenes Ohr für Freiheitsliebende haben.

Ein langfris­tiges Modell ist es zwar nicht, denn nach einem Jahr ist Schluss und dann stehst du wieder an dem gleichen Punkt wie heute: wie kann ich remote arbeiten? Einen gewissen Kick bekommt die digitale Karriere aller­dings durchaus und man lernt in so einem Jahr unglaublich viele Dinge über’s remote Arbeiten, die man sicher hinterher auch in eigener Sache nutzen und umsetzen kann.

Nur Geld kostet es auch eine Menge. Neben einer einma­ligen Aufnahmegebühr in Höhe von 5.000 USD kostet das Programm jeden Monat weitere 2.000 USD. Inbegriffen sind Unterkunft, Coworking Space und Transport zwischen den Destination und Aktivitäten, also Ausgaben, die du auch für dein Leben tragen würdest, aber du hast kein Einsparpotential nach unten. Und wenn man Familie hat, kann man nicht mitmachen. Mitnehmen kann man sie nämlich nicht.

Ich hoffe, dass du mit all diesen Tipps nun dem Traum vom Digitalen Nomadentum ein gutes Stück näher kommst – ohne Kopfschmerzen, wie du geldtech­nisch den nächsten Monat überstehen sollst.

Hast du Erfahrungen mit dem Reisen als Festangestellter gemacht? Oder kennst du eine gute Jobplattform, die ich hier ausge­lassen habe? Schreib einen Kommentar und lass es mich wissen!

Über die Autorin

profilbild hannah1

Hannah Schmitt-Samuels ist Webdesignerin, Videoproduzentin, Bloggerin, Coach und Mama. Sie liebt die Vielfalt und vor allem die Freiheit, die der Fortschritt der Technik mit sich bringt. Hannah arbeitet fast ausschließlich ortsun­ab­hängig, meist innerhalb von Deutschland, da sie eine Tochter im schul­pflich­tigen Alter hat. Unterwegs ist der Laptop immer dabei und einfach nur Urlaub ohne Arbeit eher selten.

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8 Kommentare
  • sabbine
    Veröffentlicht am 21:20h, 08 August Antworten

    genialer artikel mit so vielen links zum ortsun­ab­hän­gigen arbeiten… prima… einen link den ich auch nutze ist startup.cc… sonnige grüße

  • treu
    Veröffentlicht am 17:44h, 30 September Antworten

    Nichts für ungut, aber wie soll man sich da eine halbwegs vernünftige Existenz aufbauen, bei der man nicht praktisch täglich Angst vor dem Jobende und einer völlig unsicheren Zukunft haben muß. Und bitte jetzt nicht mit, “risiko­freudig” und Co. kommen. Ihr Internethipster lügt euch beim Thema Job ordentlich in die Taschen und seid vollkommen abhängig, mehr noch als dieje­nigen, denen ihr immer was von “Freiheit” erzählt und denen ihr vorwerft im Hamsterrad zu laufen usw.

    • Bastian
      Veröffentlicht am 20:26h, 02 Oktober Antworten

      Ich würde ja lachen, wenn der Kommentar nicht so begrenzt wäre. “Vernünftige Existenz”… Erstens musst du als Angestellter genau so Angst vor dem Jobende haben, zweitens lernst du in einer Selbstständigkeit zumindest Skills, die dir keiner mehr weg nimmt und nicht nur in deiner Firma was wert sind. Das gilt zwar nicht für alle Skills, aber in der nächsten Firma können die Abläufe wieder ganz andere sein und du fängst von vorne an. Und irgendwo muss man ja die ersten Schritte machen. Keiner sagt, dass man Freelancer bleiben muss/soll. Aber wie überall im Leben gilt erst Krabbeln, dann Laufen. Wer sich hier in die Tasche lügt würden wir beide wohl unter­schiedlich beant­worten. Mal abgesehen davon, dass nichts absolut ist und man die Dinge nicht nur schwarz oder weiss betrachten kann.
      MfG
      Bastian
      (Internethipster)

  • Nadine
    Veröffentlicht am 20:19h, 05 Oktober Antworten

    Wirklich klasse Blog, entwi­ckelt sich gerade zu meinen Favoriten 🙂
    ich finde die Gedanken und Vorstellungen des Artikels toll. Weil sind wir mal ehrlich – wie viele Menschen fühlen sich unwohl in ihrem derzei­tigen Job, ausge­brannt, frustriert? Das ist keine Behauptung von Internethipstern, sondern wird in zahlreichen Studien schon belegt. Warum sollte man dann nicht probieren, etwas zu verändern? Was viele Leute von Veränderung abhält, ist doch meistens die Angst. Die Angst, Rechnungen nicht bezahlen, Kindern nichts mehr bieten zu können. Geht mir nicht anders, aber so möchte ich nicht weiter­machen. Es MUSS auch anders gehen, denn die derzeitige Entwicklung ist sehr bedenklich und auf gar keinen Fall gesundheitsförderlich.

  • Claudia
    Veröffentlicht am 15:51h, 16 Februar Antworten

    Ich wollte nur sagen dass der Link ‘remotearbeiten.de’ zu einer anderen Seite führt, ausser ‘LadyBugCorp’ hat damit was zu tun?! Schade, denn ich kenne Meshville seit Anbeginn und mich hätte diese neue Seite interessiert 🙂
    Gruß

    • Bastian
      Veröffentlicht am 17:26h, 17 Februar Antworten

      Hey Claudia, danke für den Hinweis. Habe dem Meshville Team mal geschrieben mit Bitte um Antwort, was da los ist und ob das Projekt noch existiert.
      Info folgt sobald ich Antwort habe.

      Beste Grüße aus Bali.
      Bastian

  • Lin
    Veröffentlicht am 09:41h, 07 April Antworten

    Hallo 🙂 Super Artikel, hilft mir gerade sehr weiter. Ich werde in knapp zwei Monaten nach Spanien ziehen und konnte meinen Arbeitgeber irgendwie überzeugen mich wirklich für einige Monate remote arbeiten zu lassen. Naja, sagen wir sie tolerieren die Idee, begeistert sind sie nicht, aber okay :D. Ich bin gespannt wie es wird, von 100% on-site zu komplett remote mit ab und an mal vor Ort zu wechseln und welche Herausforderungen das in der Zusammenarbeit birgt. Sollte es nicht klappen, habe ich hier mit deinem Artikel eine gute Anlaufstelle 😉

  • Denise
    Veröffentlicht am 12:02h, 07 August Antworten

    Hei, ich bin vor einem Jahr nach Norwegen ausge­wandert und arbeite weiter für meinen Arbeitgeber in Deutschland per Remote und Teamviewer. Es klappt hervor­ragend und ich schaffe mehr in der Zeit, weil ich kaum noch Ablenkungsfaktoren haben. Mein Arbeitgeber war zunächst auch erst skeptisch, aber wie sollte er eine Kraft, die schon über 10 Jahre für ihn tätig ist durch jemand Neues ersetzen? Nach einem Jahr können wir beide sagen, dass wir vorein­ander profi­tieren und der Versuch geglückt ist. Für besondere Anliegen fliege ich dann einfach nach Deutschland und helfe vor Ort. 

    Danke für den Artikel…er hilft weitere Türen zu öffnen.

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