Marketing

Verkaufen auf Amazon Teil 6 – Wie du ein gutes Produkt findest

Joel Burghardt Von Joel Burghardt
Zuletzt bearbeitet am:

Im Laufe meiner Amazon Reihe habe ich bisher viel überwältigendes Feedback bekommen und an dieser Stelle möchte ich dafür DANKE sagen!

Aber aus allen Lesermails sticht ein Punkt doch sehr heraus und scheint für viele Leser noch ein echtes Problem darzustellen. Die Produktwahl. Was soll man denn eigentlich verkaufen? Was lohnt sich und was nicht? Wo bekomme ich es her und worauf muss ich dabei achten?

Etwa 90% der Fragen haben mit irgendeinem Teil der Produktwahl und des Warenbezugs zu tun gehabt. Also hab ich mich entschieden meine Antworten auf die jeweiligen Fragen in diesem Teil zusammen zu fassen und daraus einen (hoffentlich) hilfreichen Step By Step Guide zu machen.

Also ohne es weiter hinauszuzögern, hier der Guide zum Bestimmen eines profitablen Produktes für den Verkauf auf Amazon.

Step 1: Vorbereitung

Erstmal müssen wir das selbe Verständnis davon haben, was ich meine wenn ich „Produkt“ sage. Denn wenn ich gefragt werde, ob es eine gute Idee ist, Küchenutensilien zu verkaufen, dann ist das nicht was ich meine, wenn ich „Produkt“ sage. Also lass mich erklären…

Als ich erstmalig mit dem Importieren begonnen habe, hatte ich auch dieses „Nischendenken“, wodurch man sich grade zu Beginn übernimmt und Gefahr läuft Geld zu verbrennen. Noch bevor man das erste Produkt auf Lager hat, überschlägt man sich schon mit Plänen und Vorhaben, was man sonst noch alles ins Sortiment nehmen möchte oder könnte. Man bestellt sich verschiedene Samples und verliert ganz schön viel Asche wenn man sich überstürzt. Es ist nämlich so, dass Samples vorab in der Regel weit teurer sind, als der letztendliche Preis bei der großen Bestellung. Erst letzte Woche habe ich von einem Artikel verschiedenfarbige Samples bestellt. Der eigentliche Einkaufspreis liegt bei $12-$15, aber der Sample-Preis PRO STÜCK bei $85! Holy shit, warum ist das so?

Zum einen senden die Lieferanten die Samples per Express via DHL, FedEx, UPS oder anderen hochklassigen Transportunternehmen, was teurer ist. So ist die Ware schnell da und der nächste Schritt, nämlich die große Bestellung, kann – bei guter Ware – schnell vollzogen werden. Aber der eigentliche Grund für die hohen Sample Preise ist folgender: Es gibt auch jede Menge Leute da draussen, die bei Großhändlern versuchen, unter Vortäuschung des Interesses an einer Großbestellung günstig für den Eigenbedarf einzukaufen, den Artikel zu einem sehr niedrigen Einkaufspreis zu erwerben, statt im Laden den Endkundenkreis zu zahlen und sich dann beim Großhändler niemals wieder melden.

Für den Großhändler verschlingen diese Einzelbestellungen, denen immer einige Mails voraus gehen, sehr viel Zeit und rechnen sich für ihn überhaupt nicht. Um dem vorzubeugen, werden die Sample-Preise oft (nicht immer und überall) höher angesetzt, um genau diese Taktik zu unterbinden. Kommt es dann allerdings nach Sample-Erhalt zu einer größeren Bestellung, wird der überhöhte Sample-Preis der neuen Bestellung angerechnet. Also halb so wild. Wenn man erstmal bei einem Produkt bleibt.

Es gibt keine profitablen Nischen per se, aber viele profitable Produkte. Du siehst, du solltest anfangs nach EINEM profitablen Produkt suchen, dass du verkaufen kannst und nicht nach einer profitablen Nische. Wenn du stets nach einer profitablen Nische suchst, wirst du nie nach dem richtigen Produkt suchen. Du wirst ganz schnell völlig überfordert sein, mit dem Berg an Daten, die eigentlich gar nicht relevant für das sind, was du versuchst zu tun.

Die einzige Ausnahme hierfür ist, dass du eine eigene Marke kreieren möchtest und deine Angebotspalette ausweiten möchtest. Aber selbst dann möchtest du mit EINEM Produkt beginnen.

Was macht ein gutes Produkt aus?

Jetzt wo du „nur“ noch nach einem Produkt zum Verkaufen suchst, musst du natürlich noch wissen, was ein Produkt qualifiziert „gut“ zu sein. Es gibt einige Merkmale, die den sogenannten Sweet Spotausmachen. Am besten liest du dir diese einfach durch und versuchst direkt, sie zu verinnerlichen und zu verstehen, warum ich sie aufführe.

Gute Produkte…

  • sind klein und leicht – Je größer und schwerer, desto teurer sind sie zu beziehen, zu verschicken und zu lagern. (Auch mögliche Retouren muss man bedenken) Ich habe bewusst noch nie etwas verkauft, dass diese Kriterien nicht erfüllt.
  • sind ganz spezifische Nischenprodukte (normalerweise) – Nochmals, du wirst keine „Handtücher“ verkaufen. Auch keine „Badehandtücher“. Du willst EIN spezifisches Produkt, wie z.B. ein schnelltrocknendes Microfaser Reisehandtuch.
  • werden nicht mit einer großen Marke assoziiert. Zum Beispiel würde es keinen Sinn machen, eigene Kopfhörer zu vertreiben, weil in dem Feld die Leute bewusst nach Marken wie Sennheiser, Bose etc. suchen.
  • sind konsistent gefragt – Du möchtest etwas haben, das sich auch das gesamte Jahr über gleichmäßig verkauft und das für eine längere Zeit, vielleicht sogar Jahre. Sicherlich haben einige Leute gutes Geld mit iPhone 5 Hüllen gemacht, aber ich verwette meinen Hintern darauf, dass ebenso viele davon jetzt auf jeder Menge Restbestände sitzen bleiben. Und die Nachfrage wird immer weiter sinken. Bei Weihnachtsdeko z.B. kannst du immerhin noch aufs kommende Jahr setzen. Dennoch nichts was ich tun würde.
  • verkaufen sich für mindestens doppelt soviel wie den Einkaufspreis. Produkte bei denen ich keine 100% draufschlagen kann – was einer 50% Marge entspricht – gucke ich mir gar nicht weiter an, denn nach Steuern, Amazon Gebühren und was sonst noch so anfällt, lohnt es sich einfach nicht ausreichend. Ich kalkuliere mit der Faustregel: Einkaufpreis (inkl. Versand) sollte nicht 1/4 des angepeilten Verkaufspreises überschreiten.
  • sind angesiedelt in der Preisspanne von 15-50€. Mit Produkten in dieser Spanne kann man wirklich gutes Geld verdienen, aber es wird auch durchaus etwas Kapital dafür benötigt. Wenn du damit nicht auffahren kannst, dann besteht immer noch die Möglichkeit, übers Dropshipping Verfahren Waren zu verkaufen. Das funktioniert zwar nur bedingt mit Amazon, da dort nur im 14 Tages-Rythmus ausgezahlt wirst und du so immer etwas finanziellen Puffer brauchst, aber du kannst dennoch Artikel inserieren, die du nicht vorab in größeren Mengen kaufen musst.

Artikel unter 15 oder gar 10€ empfehle ich keinem. Es herrscht wirklich viel Konkurrenz und der Preiskampf ist erbitterlich, dafür dass es hart ist, in dieser Preisspanne überhaupt einen signifikanten Gewinn zu verzeichnen. Darüber hinaus werden diese Märkte bestimmt von wirklich großen Importeuren, die mit diesen geringen Margen durch die Absatzmenge arbeiten können.

Schlechte Produkte…

  • sind mechanisch/technisch und müssen hohe Qualitätsstandards und Gewährleistungen erfüllen. Ich denke es ist selbsterklärend, aber du möchtest definitiv nicht mit Artikeln wie Kreissägen oder Industriegerätschaften zu tun haben. Erst recht nicht, wenn mal was kaputtgeht und das ist nur eine Frage der Zeit. Genauso wenig möchtest du Elektronikartikel verkaufen, weil diese unberechenbar sind. Wenn du eine Kiste voller Elektronikartikel, egal ob groß oder klein importierst, wird es fast jedes Mal so kommen, dass nicht 100% davon funktionieren. Oder sie geben kurz nach Inbetriebnahme den Geist auf. Versuche um jeden Preis Retouren zu vermeiden. Sie sind nicht nur nervtötend, sondern auch schlecht für dein Amazon Rating und kosten dich Geld.
  • sind zerbrechlich und benötigen wirklich perfekte Versandexpertise. Mit einer zuverlässigen Bezugsquelle keine Unmöglichkeit, aber ein Paket geht auf dem Weg zu Amazon durch viele Hände und die sind nicht alle sanft.
  • werden bereits von großen Händlern in hohem Volumen verkauft. Competition ist ein gutes Indiz für eine Absatzmöglichkeit, aber nur wenn es nicht völlig aussichtslos ist, zu konkurrieren. Du musst Produkte finden, die nicht von einer Tonne Händlern vertrieben werden. Lass dich von etwas Wettbewerb nicht abschrecken, aber erwarte auch nicht unter den Top 20 zu landen, wenn du Socken verkaufst. Ebenso solltest du keine Artikel verkaufen, bei denen die Nachfrage tot ist. Der oder die Einzige zu sein, der/die etwas verkauft, ist KEIN gutes Zeichen.
  • allerlei Markenartikel. Trademarks können dir große Probleme machen und sogar daran schuld sein, dass du plötzlich eine Klage am Hals hast. Denn du kannst nie genau wissen, ob ein Artikel „echt“ ist. Manche Fälschungen sind so gut, dass du es wirklich nicht erkennst. Ich weiß wovon ich rede. Gefälschte Handtaschen, Spielzeuge, Klamotten, Schminke… Lass einfach die Finger davon.Wenn du eine zuverlässige deutsche Bezugsquelle hast, dann ist das was anderes, aber in dem Fall wird sich die Marge selten lohnen.
  • bergen ein gewisses Risikopotential. Ich würde z.B. persönlich einen großen Bogen um Nahrungsergänzungsmittel oder Kosmetik machen, da ich nicht dafür verantwortlich gemacht werden möchte, wenn jemand eine allergische Reaktion hat. Es lässt sich zwar unglaublich gut Geld verdienen in diesen Nischen, aber das Risiko muss jeder für sich selbst abwägen.

Das sind nur meine persönlichen Empfehlungen und andere Leute mögen es anders halten, aber wenn du dich an die oben aufgeführten Regeln hältst, kannst du nicht viel falsch machen. Sie sollen nur eine Hilfestellung für dein Brainstorming sein, nur ein paar Filter für deine ersten Recherchen und Ideen.

Du wirst immer noch genügend Arbeit damit haben, Produkte auszuwählen, die dir tatsächlich Geld einbringen, also lass mich versuchen, dir zu zeigen wie…

Step 2: Recherche – Wie du ein gutes Produkt findest

Jetzt wo du weißt was ein gutes Produkt ausmacht, kannst du dich auf die Suche begeben. Hier deine zukünftigen Partner in Crime:

  • Alibaba – Dein neuer bester Freund. Größer als Amazon ist Alibaba die größte Handelsplattform der Welt. Hier findest du wirklich alles. Du gibst einfach wie bei Amazon ein wonach du suchst, scrollst durch die Angebote und kannst jeden Händler direkt anschreiben. Aber zunächst mach dich etwas mit der Seite vertraut, schau dir die Preise an und vergleiche sie parallel mit Amazon. Du wirst Alibaba noch regelmäßig und intensiv nutzen, aber für den Moment stöbern wir nur ein wenig, um einen Eindruck über die Unterschiede zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis zu bekommen.
  • Amazon – hier muss ich nicht viel sagen. Amazon macht das Ganze erst möglich. Auf Amazon wirst du viele viele Stunden der Recherche verbringen und dich inspirieren lassen. Rufe hierfür beispielsweise die Amazon Top Seller (die beliebtesten Produkte, basierend auf Verkäufen. Stündlich aktualisiert), die Movers & Shakers (Aufsteiger der letzten 24 Stunden) oder die Most Wished For (Produkte, die am häufigsten zum Wunschzettel hinzugefügt werden) auf und stöbere durch die einzelnen Kategorien.
  • Ein Spreadsheet das du dir Anlegen solltest – eine einfache Excel Datei genügt um den Überblick zu behalten während du nach potenziellen Produkten suchst und ich rate dir es wirklich zu tun. Wenn es z.B. 200 Seiten an Anbietern für ein Produkt auf Alibaba gibt, dann kann man schwer den Überblick behalten. Ich versuche normalerweise 3-5 gute Produkte (Variationen EINES Produktes) zu finden, bevor ich anfange Samples zu bestellen.Ich empfehle sowieso, auch eine separate Email Adresse anzulegen. Vorzugsweise bei Gmail, da diese gleichzeitig mit Google Docs aufwarten, wo man entsprechende Excel Dateien (Spreadsheets) anlegen kann und diese stets von jedem Computer der Welt beim Einloggen in den Mailaccount aufrufen kann.

Was bei der Produktsuche zu beachten ist

Wenn du bei Alibaba nach Produkten oder Lieferanten suchst, solltest du stets den „Gold Supplier“ Haken gesetzt haben. Das lässt dann schonmal alle nicht so super tollen Supplier aussen vor und dir werden nur die zuverlässigen in den Suchergebnissen angezeigt. Man muss nämlich für den Gold Status einiges an Auflagen erfüllen und ist so auf der sicheren Seite.

Der Gold Supplier Filter wird den Verkäufern schnell entzogen, wenn mit Kunden irgendein Schund betrieben wird. Neben den Verkäuferinfos sieht man beim Gold Supplier Emblem ausserdem eine Angabe, wie lange der Verkäufer den Status schon inne hat. Je länger desto besser.

alibaba-Produktsuche
Alibaba Produktsuche

Der Trade Assurance Filter (ganz links) ist dafür da, dass deine Ware auf dem Weg versichert ist. Gegen Beschädigungen zum Beispiel. Dieser greift allerdings nur, wenn man innerhalb der Alibaba Plattform die Transaktion abschließt und sich nicht dazu überreden lässt, es ausserhalb formlos abzuwickeln.

Der dritte Filter ist der “Assessed Supplier” Filter. Dieser garantiert, dass die Produktionsstätte der Firma durch Dritte auf Einhaltung der nationalen Richtlinien für Arbeitskonditionen, Hygiene- und Umweltvorschriften etc. kontrolliert wird. Diese Kontrollen finden durch Bureau Veritas und den TÜV Rheinland statt. Jaja, der TÜV, sogar in China seine Finger im Spiel.

Fang an zu suchen

Leider fällt es mir relativ schwer zu beschreiben, wie genau ich Produkte finde, weil es ein sehr freier, impulsiver Prozess ist und das sollte es im Idealfall für dich auch sein. Nur damit du siehst, wie unvorhersehbar das aussehen kann, wenn ich auf der Suche nach Produkten bin, liste ich mal die von mir in ein paar Stunden nacheinander eingegebenen Suchbegriffe auf, um zu demonstrieren, wie schnell die Gedanken bei dem Vorgang springen können.

Travel Yoga Mat – light yoga mat – yoga towel – travel towel – microfiber towel – travel set – travel fitness – fitness tubes – sling trainer – therapy ball – massage foam roll… 

Und genau so geht es immer weiter. Man vergleicht Preise und Nachfrage und kommt so dann früher oder später zu einem geeigneten Produkt. Du siehst, es steckt keine besondere Strategie dahinter. Man muss halt einfach Zeit für die Recherche investieren und sich treiben lassen.

Hier sind noch ein paar Beispiele, wie ich vorgehe um auf Ideen zu kommen.

  • X-beliebige Artikel und Produktkategorien auf Amazon und Alibaba durch scrollen, die die bisherigen Produktkriterien berücksichtigen
  • Dinge die einen klaren Zweck erfüllen. Also keine Scherzartikel oder sowas
  • Dinge die Leute oft impulsiv kaufen bzw. die emotional sind. Wie die Kategorien Baby, Haustier, etc.
  • Sich von Suchergebnissen und den gelisteten Produktvariationen auf neue Ideen bringen lassen

Was ich auch tue um schon grob auszuselektieren ist, von vornherein einen Preisfilter zu setzen. Und zwar den von 20-50€. Denn in der Preisspanne ist eine gute Marge zu erzielen und Leute sind in dieser impulsiv in ihrem Kaufverhalten. Bei Preisen über 50€ neigen Leute dazu, zu vergleichen und zögerlicher Kaufentscheidungen zu treffen. Den Preisfilter findest du stets etwas weiter unten links.

Amazon-ausselektierung
Amazon Selektierung

Sobald du nun ein paar Produkte zusammen hast, denk nochmal über diese Produkte nach, stelle sie einander gegenüber und wäge ab. Wird das Produkt eventuell zu häufig umgetauscht? Ist es teuer zu versenden? Werden die Kunden erwarten, dass es auch noch lange Zeit makellos bleibt? Werden sie außerordentlichen Kundenservice erwarten bzw. ist dieser für das Produkt notwendig?Dies sind alles Dinge, die du vermeiden möchtest, also double-checke sie lieber um sicher gehen zu können, dass du keine solchen Produkte auf deiner Liste hast.

Sobald du dich für 2-5 Produkte entschieden hast, beginne deine Händlersuche und (jetzt kommt der Fun-Part) bestelle erste Samples!

Step 3: Kaufen – Wie du Händler findest und testet

Wir suchen uns jetzt 5-10 gute Händler raus und kontaktieren sie für jedes unserer Produkte. Hab keine Angst vor der Kontaktaufnahme, oder etwas falsch zu machen. Die Sales Representatives sind da um all deine Fragen zu beantworten, also frag sie alles was du wissen willst. Ich kann dir versichern, die haben schon alles gehört!

Bevor du anfängst

Wie bereits weiter oben erwähnt, empfehle ich dir auf jeden Fall eine alternative Email Adresse (idealerweise bei Gmail) anzulegen bevor du anfängst, um darüber all deine Alibaba Kommunikation zu führen. Denn wenn du das nicht tust, dann wird deine private Email Adresse für die nächsten 2 Jahre mit willkürlichen Produktangeboten zugebombt und das von fast jedem mit dem du Kontakt hattest. Asiaten sind da irgendwie etwas schmerzfreier.

Händler aufsuchen und kontaktieren

Sagen wir du suchst nach einem Satz Silikon Kochtopfuntersetzer, nur als Beispiel. So würde ich es machen…

  • Such auf Alibaba mit den richtigen Filtern nach dem Produkt – Du suchst nun aber viel mehr nach Händlern als nach Produkten. Fang damit an, dass du deine Händlersuche nun nach „Gold Suppliers“filterst (was du eigentlich schon bereits getan haben solltest), dann füge ein Häkchen bei „Assessed Supplier“, und bei „Trade Assurance“ hinzu, so dass du hinterher bei maximal 10-20 Suppliern raus kommst. Wenn immer noch zu viele übrig sind, finde eine Methode um es soweit einzuschränken, dass du die besten 10-20 zum Kontaktieren übrig behältst.
  • Schreibe eine lockere Nachricht in der du die Informationen erfragst, die du brauchst – die Nachricht “copy-pastest” du einfach an all die Händler, die du ausgewählt hast. Die Nachricht sollte in etwa wie folgt aussehen – Du kannst sie einfach so kopieren und die für dich relevanten kleinen Änderungen vornehmen. Also all das, was für dein Produkt spezifisch ist, oder was immer dir unklar ist und worüber du mehr wissen möchtest.

Dear XXX ,
my name is XY and I am the responsible head buyer for XYZ Company.
We are an eCommerce retailer for XXX selling on different marketplaces across Europe and based in Germany
I am interested in your product (EXAKTE PRODUKTBESCHREIBUNG) which I found on alibaba.com.
(LINK ZUM LISTING)
I would appreciate it very much if you could provide me the following information:
• Price per unit for different order quantities
• Minimum order quantity
• Production lead time
• Available colors and variations
• Possibility for own branding (product / packaging)
• Available payment terms
• Is air shipping possible?
• Do you do barcode labelling?
Also, could we work something out regarding a sample being sent to me? Products will be going to (dein Wohn- oder
Aufenthaltsort). Please send me a catalogue of all products you are offering as well.
If you have any questions please do not hesitate to contact me.
Kind regards
Dein Name

  • Ja, ich habe geschrieben “I am the responsible head buyer for XYZ Company” weil es so nicht auf mich zurück fällt, wenn mir die Konditionen hinterher doch nicht passen. So kann ich ein Nicht-zustandekommen auf meinen fiktiven Chef schieben und die Kontaktperson nimmt es mir nicht persönlich. Falls man später doch nochmal zusammen arbeiten möchte.
  • Sende diese Nachricht nun an alle anderen Lieferanten – hierfür klicke bei jedem auf „contact supplier“ und kopiere deine Nachricht in die Message Box. Nun wartest du einfach auf die ersten Antworten. Innerhalb einiger Stunden sollten die ersten Antworten eintreffen.

Setze hier aber unbedingt noch den ersten Haken, denn andernfalls wird deine Anfrage allen anderen Herstellern aus dieser Nische angezeigt, die dich dann gnadenlos mit Angeboten überhäufen werden.

Nachricht-an-Alibaba-Händler
Nachricht an Alibaba Händler
  • Entscheide dich, von welchen Lieferanten du nun Samples bestellen möchtest – Innerhalb von 24 Stunden sollten die meisten bereits geantwortet haben. Und die die es nicht haben, solltest du eventuell sowieso aussen vor lassen, denn du möchtest mit Leuten arbeiten, die dir schnell antworten. Sortiere rigoros aus und versuche ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es mit der jeweiligen Firma sein wird, Geschäfte zu machen.Die einen antworten dir innerhalb des Nachrichtensystems von Alibaba, andere wiederum direkt an die von dir angegebene Email (Deshalb der Hinweis mit der Excel-Datei um den Überblick zu behalten). Deine ersten Antworten werden Preisübersichten, Produktspezifikationen und Antworten auf deine Fragen enthalten.Nun kannst du also die Top 10 gegenüberstellen, sowohl in Sachen Preis, Artikelangaben als auch Kompetenz. Am Ende sollten 2-3 Supplier übrig bleiben, die dir sympathisch und zuverlässig erscheinen, von denen du nun Samples bestellst. Das geschieht ebenfalls per Mail. Du sagst ihnen, welche Produkte es genau sein sollen, an welche Adresse es geht, sie sagen dir was es kostet und wo das Geld hin geht, du sendest die Zahlung und bestätigst, dass sie raus ist. Der Versand deiner Samples allein, kostet im Schnitt etwa $25-$45.

Ich persönlich tätige meine Zahlungen in erster Linie per Kreditkarte. Entweder via SecurePay innerhalb Alibabas, oder per Paypal. Bzw. auch bei Paypal nutze ich die Kreditkarte als hinterlegtes Zahlungsmittel um Meilen zu sammeln. Bei regelmäßigen Wareneinkäufen kommt ganz schön was zusammen und es wäre schade sich die Meilen entgehen zu lassen. Insbesondere wenn man dazu neigt, oder darauf hinarbeitet, mehr zu reisen.

Ich selbst habe mehrere Geschäftskreditkarten der verschiedenen Airline Alliances, die ich abwechselnd nutze, um gleichermaßen für allerlei Airlines zu sammeln. Meine Kreditkarten der Wahl sind hier die AirBerlin Commercial Tipbonus Visa, die Lufthansa Miles & More World Business Master Card und die American Express Business Platin.

Letztere ist nicht ganz billig, hegt aber enorm viele reizvolle Vorteile. Außerdem kann man die mit American Express gesammelten Punkte in Meilen aller gängigen Airline Alliances umwandeln lassen. Auch kann man auf Alibaba bisher nur mit Visa oder Mastercard – also nicht mit American Express zahlen, aber für alle anderen Geschäftsausgaben ist sie meine erste Wahl.

Die gängigste Zahlungsmethode ist aber nach wie vor der normale Banktransfer. Eine Überweisung nach China kostet etwa 12,90€ Gebühren. Für den Anfang rate ich allerdings davon ab, denn da lässt sich im Zweifelsfall nichts einfach so zurückbuchen oder reklamieren. Wenn der Händler deiner Wahl nicht einmal für die Zahlung des Samples Paypal-, Kreditkarten- oder SecurePay Zahlungen akzeptiert, würde ich nicht mit ihnen arbeiten.

Bei allen anderen Bezahlvarianten (insbesondere Western Union) riskierst du über den Tisch gezogen zu werden und keinerlei finanziellen Schutz zu haben. Grundsätzlich ist gegen eine normale internationale Überweisung nicht einzuwenden, wenn du deinem Händler vertrauen kannst und regelmäßig mit ihm arbeitest. Aber bis du Bilder von deiner produzierten Ware geschickt bekommst und/oder ein vernünftiges Sample in den Händen hält, ist eine Überweisung ein Spiel mit heißen Kohlen.

Häufig gestellte Fragen

Sind die Angaben der Minimum Order Quantities (MOQ) konkret?

Nein. Die Angaben die Lieferanten auf Alibaba hinsichtlich der minimalen Bestellmenge machen, sind verhandelbar und repräsentieren in der Regel nur die Bestellmenge, die die Händler gerne absetzen WÜRDEN. Ohne bei den Händlern direkt nachzufragen, kann man das also nie genau wissen. Genau deshalb schreibe ich zu Beginn direkt 10-20 verschiedene an.
Meiner Erfahrung nach, gehen Fabriken in Übersee viele Kompromisse ein, um mit dir auf einen Nenner zu kommen, ausser es ist eine enorm große Firma, die riesige Absätze hat und fast nur per Seefracht verschickt. Wenn sie normale Luftpost nutzen, dann machen kleinere Bestellungen für sie keine Probleme (So werden schließlich auch deine Samples versendet).
Eine andere Möglichkeit die für kleinere Bestellungen sehr attraktiv ist, ist Aliexpress.com – die Shoppingvariante von Alibaba.
Während Alibaba nur für Händler gedacht ist und diese an gewissen Mindestbestellmengen festhalten, kannst du bei Aliexpress auch Einzelstücke bestellen. Im Einzelstückpreis ist Aliexpress zwar etwas teurer als wenn du bei Alibaba eine Großbestellung tätigst, aber dennoch wesentlich günstiger als die überhöhten Samplepreise über Alibaba.
Wenn du gewillt bist, den Extraaufwand zu betreiben, auch hier Händler anzuschreiben und nach den Preisen und Möglichkeiten für Folgebestellungen zu fragen, ist es im Grunde immer eine gute Alternative um günstig zu starten. Nur kannst du so nur unwahrscheinlich deine Ware branden.

Wenn man Artikel auf Amazon und Alibaba vergleicht, ist es wichtig, die gleiche Marke zu finden? Muss es der gleiche Hersteller sein, oder kann ich einfach ein vergleichbares Produkt wählen?

Nein, es geht uns ja darum, unser eigenes Produkt auf den Markt zu bringen. Es hängt aber auch etwas vom Produkt ab. Es wäre natürlich super, ein sehr ähnliches Produkt zu finden, dass sich schon verkauft, denn dann weißt du, dass Leute bereits ein vergleichbares Produkt kaufen. Es kommt dann nur auf deine eigene Positionierung an und was du anders machen, oder verbessern möchtest.
Bei den Silikon-Kochtopfuntersetzern zum Beispiel, bzw. bei Silikon Artikeln im allgemeinen kann man eine gute Marge erzielen, weil Silikon unglaublich billig, aber auch sehr leicht ist. Und hier spielt es wirklich keine Rolle, von welcher Marke sie wären, weil man solche Artikel auch einfach mal impulsiv kauft ohne sich große Gedanken machen zu müssen, welche wohl die bessere Version ist.
Ein Alleinstellungsmerkmal könnte hier zum Beispiel eine andere Farbauswahl oder eine ansprechende Premiumverpackung sein. Vergleiche mal die Preise auf diesen zwei Bildern – der Preis auf Amazon und der Einkaufspreis bei Alibaba.

Gibt es einen Trick Produkte zu finden, die sich auch ohne von einer Marke zu sein gut verkaufen? Vielleicht eine bestimmte Nische in der Marken keine so große Rolle spielen?

Ich denke hier gibt es unzählige Beispiele, weil mir weniger Nischen einfallen, in denen es überhaupt eine Rolle spielt. Das sind Klamotten und Elektronik. Alles andere ist völlig offen für Produkte, die einfach ihren Zweck erfüllen. Du musst eben Dinge finden, bei denen die Marke wirklich völlig egal ist. Bei welchen Gegenständen ist es für dich selbst nebensächlich?

Gibt es eine Möglichkeit im Voraus das zu erwartende Verkaufsvolumen zu bestimmen?

Für den amerikanischen Markt gibt es ein wirklich tolles Tool namens Jungle Scout, dass sich alle Statistiken heraus zieht, die man braucht. Es ist eine Browser Extension, die super leicht zu bedienen ist und für jeden absolut empfehlenswert, der mit dem Gedanken spielt, sich auf dem amerikanischen Markt zu versuchen.
Man tippt einen Begriff in Amazons Suchleiste ein, wartet bis sich die Ergebnisse listen, klickt dann auf das Junge Scout Icon in der Browser Leiste und es öffnet sich ein Fenster neben den Suchergebnissen, dass ausspuckt, wieviele Verkäufe die Artikel jeweils im Monat erreichen, wieviel Umsatz, Reviews und ob sie durch FBA abgewickelt werden, oder durch den Verkäufer selbst. Auf jeden Fall eine super Investition.
Für den deutschen Markt gibt es dieses Tool bislang leider noch nicht, aber laut dem Support Team von Jungle Scout wird auch für andere Amazon Marktplätze daran gearbeitet.
Ein Indiz dafür, wie gut sich ein Produkt verkauft, ist natürlich auch der Bestseller-Rang, kurz BSR. Je niedriger dieser ist, desto besser verkauft sich das Produkt. Man findet den BSR in jedem Produktlisting bei den Produktinformationen.
Dieser bezieht sich immer auf die Oberkategorie, also in diesem Fall auf Haustier. Nicht auf Katzen oder Spielzeug. Das bedeutet, dass es in der Kategorie Haustier 21.745 Produkte gibt, die sich besser verkaufen. Um nicht jedes Listing anklicken und nach unten scrollen zu müssen, kann man sich mit der kostenlosen Chrome Extension AMZ Seller Browser den BSR direkt in den Suchergebnissen anzeigen lassen. Wirklich super hilfreich.
Aber auch das deutsche Universaltool Marketplace Analytics bietet zum Beispiel ein “Spion”- Feature, mit welchem man die Verkäufe der Konkurrenz tracken kann. So hat man ein ungefähres Bild davon, wieviel Geld sich mit Produkt X machen lässt. Ein nicht zu unterschätzendes Tool.

Wieviel soll ich am Anfang einkaufen? Wie verhandle ich mit meinem Lieferanten?

Es hängt wirklich von deiner Beziehung zu deinem Händler ab. In der Regel wirst du 90% der Zeit mit ein und derselben Person sprechen und schnell ein recht freundschaftliches Verhältnis zu ihr haben. Es ist schon eine komische Beziehung, weil es dennoch eine Zweckbeziehung ist und beide Parteien auf ihren eigenen Vorteil aus sind, aber man steckt eben auch als Partner gemeinsam drin und hilft sich gegenseitig soweit man kann. Asiaten sind in Hinsicht aufs Geschäftliche anders als Deutsche. Wann immer ich mit ihnen verhandele, ist es nach den ersten Mails immer sehr entspannt und informell.
Du kannst auch wirklich ganz offen schreiben und sagen, „Ich habe einen anderen Kontakt, der mir den Artikel für 50 Cent weniger anbietet. Kannst du mir das Gleiche anbieten?“, oder „Wenn du mir pro Einheit 50 Cent weniger berechnest, kann ich X Einheiten mehr für dich verkaufen“. Oder auch nach einiger Zeit „Ich setze mittlerweile ein recht hohes Volumen für dich ab. Können wir nochmal neu über den Preis verhandeln?“.

Entgegen weit verbreiteter Meinung, sind sie wirklich sehr freundlich und entgegenkommend, wenn man auf der anderen Seite auch etwas für sie tut. Das wirst du schnell in den ersten Mails merken. Sie glauben dort viel an Karma und das eine Hand die andere wäscht. Warum auch nicht?

Wie lange dauert es, einen guten Händler zu finden?

Ich kann definitiv innerhalb von 1-2 Tagen einen guten Lieferanten finden, weil ich weiß worauf zu achten ist und nach welchen Kriterien ich suchen muss (eigentlich steht ziemlich alles davon jetzt in diesem Post). Du musst einfach mit ein paar guten Lieferanten zusammen arbeiten, um den für dich perfekten zu finden. Wirklich, ich glaube es ist viel weniger das „Finden“ eines guten Händlers, als das „Entwickeln“ einer großartigen Beziehung mit einem zuverlässigen Händler.
Man vergisst schnell, dass die Leute dort oft genau so Entrepreneur sein wollen und so zielstrebig sind, wie man selbst, wenn nicht mehr. Finde einen guten Händler und arbeite mit ihnen gemeinsam am Aufbau deines Business.

Hast du noch andere Fragen zur Produktfindung? Dann lass es mich wissen.

Work smart, not hard.

Autorenfoto
Joel Burghardt
Joel Burghardt ist ein erfahrener SEO Experte und Geschäftsführer der WordPress und SEO Agentur Lightweb Media. Mit seiner Agentur hilft er Unternehmen dabei, ihre Online-Präsenz zu verbessern und in Suchmaschinen besser gefunden zu werden. Neben seiner Arbeit als Agenturchef ist Joel Burghardt auch als Vortragender aktiv. Er teilt sein umfangreiches Wissen und seine Erfahrungen zum Thema Marketing regelmäßig in Beiträgen, Facebookgruppen und Podcasts mit einer breiten Öffentlichkeit. Als erfahrener SEO Experte und erfolgreicher Unternehmer, Joel Burghardt ist ein angesehener Experte in seinem Fachgebiet und eine wertvolle Ressource für uns bei 360kompakt.de.

Schreibe einen Kommentar