Vier Tipps für Produktbeschreibungen, die einfach ziehen
10 Min. LesezeitGastbeitrag
von Joe Goerbert
Gute Texte generell und Produktbeschreibungen im Speziellen, sind einer der wichtigsten Faktoren für den Erfolg beim Verkauf von Produkten im Internet. Es gilt den Käufer zu überzeugen.
Wenn sich jemand mit wohlformulierten Überzeugungstexten auskennt, egal ob für Businesspläne oder den Verkauf von Käsereiben, dann ist das Joe Görbert. Ich habe Joe im Oktober auf der DNX kennen gelernt und jemanden wie ihn behält man im Gedächtnis. Ein Paradiesvogel wie er im Buche steht, egal ob er rappt oder seine LED Nunchucks schwingt, er entertaint! Und weiß wovon er redet.
Also sperrt die Lauscher auf! Darf ich bitten Joe?
Viele Händler machen den Fehler und kopieren einfach nur die original Produktbeschreibungen des Herstellers, oder lassen billige Produktbeschreibungen auf Crowdsourcing-Plattformen wie Textbroker, Content.de oder Fiverr erstellen. Während man bei wenig umkämpften Nischen auch mit diesen Strategien Erfolg haben kann, landet man bei aufkeimendem Wettbewerb relativ schnell in einer Defensivposition.
Andersherum kann man mit guten Produktbeschreibungen gegenüber Wettbewerbern, die dieses Thema nicht hinreichend beachten, schnell Marktanteile abgreifen. In diesem Artikel möchte ich als langjähriger Business-Texter ein paar Tipps mit dir teilen, was nach dem aktuellen Stand der Dinge die Best Practices bei der Erstellung von Artikelbeschreibungen sind.
#1: Gute Artikelbeschreibungen sind hervorragend strukturiert und formatiert
Ich finde, Struktur ist wichtiger als alle anderen Punkte. Es gibt sehr berühmte Werbetexter der alten Schule wie Gary Halbert, welche sich einfach nur strikt an die Regeln gehalten haben, dass das Auge am liebsten Informationen in einer vorgelegten, F-förmigen Reihenfolge und in kleinen Häppchen aufnimmt. Aus diesem Grund gibt es auch liebgewonnene Erscheinungen wie den sogenannten Drop-Cap, der überdimensionierte Anfangsbuchstabe am Anfang von Kapiteln in Büchern. Oftmals beginnt der Kapitelanfang übrigens auf der Seitenhälfte.
Alles, um den Leser nicht gegen eine Wand von Text fahren zu lassen. Das Spritz-Reading/Speed Reading funktioniert ebenfalls nach diesem Prinzip: Die Intuition des Auges zur optimalen Aufnahme von Informationen nutzen. Wer Spritz-Reading mal ausprobiert, merkt schnell wie gut das funktioniert.
Nutze also die dir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, um deine Artikelbeschreibung so attraktiv wie möglich für das Auge zu machen. Damit meine ich auch, dass die Artikelbeschreibung gut zu scannen/überfliegen sein muss. Nutze ganz explizit Zwischenüberschriften, Aufzählungen, kurze Paragraphen von meist nicht mehr als drei Sätzen, Fett-Hervorhebungen, viel White Space und gegebenenfalls Tabellen, um die Eigenschaften und Vorteile deines Produktes möglichst eindrücklich zur Schau zu stellen.
#2: Achte bei der Produktbeschreibung auf technisches
Es ist sehr wichtig, jede Produktbeschreibung mit Blick auf das Suchverhalten deiner potentiellen Kunden zu erstellen. Es gibt eine Reihe von Analysetools, die dir dabei helfen können. Das wohl mit Abstand beliebteste ist der Google Keyword Planner. Manche von den Plattformen, auf denen du verkaufst, haben ebenfalls Funktionen, welche dir auf die eine oder andere Weise erlauben, Produktbeschreibungen genau passend auf das Suchverhalten der potentiellen Kunden zu konzipieren. Außerdem gibt es Dienstleister, welche ihre Tools an Plattformen angepasst haben und teilweise auch gratis genutzt werden können, z.B. der Keyword Tool Dominator.
Wie auch bei normalen Inhalten für deine Webseite, solltest du die verschiedenen SEO-Optimierungsregeln umsetzen, wo dies möglich ist. Neben den offensichtlichen Stellen (Titel, Beschreibung, Metas/Tags usw.) sollte der Suchbegriff in der Produktbeschreibung selbst möglichst oft und gern auch in verschiedenen Schreibweisen, mit Flex-Endings, Stoppwörtern und unter Beachtung von WDF*IDF (für Profis) auftauchen. Insbesondere in den ersten zwei Sätzen achte auf Keywordschärfe und decke wenn möglich auch Synonyme ab, da diese bei den Suchergebnissen bei den verschiedenen Anbietern manchmal als Textschnipsel und mit automatischer Fett-Hervorhebung ausgegeben werden. Es kann in vielen Fällen ebenfalls helfen, wenn der Suchbegriff in den Dateinamen der verwendeten Bilder auftaucht.
PS: Wenn Du die Originalhersteller-Beschreibungen als Basis verwenden willst, kannst Du dies gerne tun. Achte nur darauf, dass dein Text am Ende eine Uniqueness (Einzigartigkeit) von wenigstens 70% hat, sonst kann es sein, dass du wegen Duplicate Content nicht stark ranken wirst. Einen guten Uniqueness-Checker findest du hier.
#3: Überzeugende Titel mit Stopping-Power
Um einen richtigen Titel zu schreiben, musst du dich in den Kopf des potentiellen Kunden hineindenken. Du musst dich fragen, welche Selbstgespräche der Kunde in Bezug auf sein Problem oder seinen Konsumwunsch mit sich selbst führt. Was lässt ihn nachts nicht schlafen? Und wie würde er dieses Problem formulieren?
Es gibt im Internet jede Menge Tipps zur Ausnutzung psychologischer Schwächen des Menschen um eine Überschrift attraktiver und interessanter zu machen. Du kannst und solltest wo möglich diese Tipps beherzigen, aber denke immer daran, dass niemandem geholfen ist, wenn die Besucher sofort wieder aus dem Angebot heraus klicken, weil sie nicht das Gewünschte vorfinden. Du kannst dir sicher sein, dass dieAlgorithmen der Anbieter früher oder später dein Angebot runterranken, weil sie diese sogenannten Engagement-Metrics messen und vor allen Dingen Angebote hochranken wollen, die gut angenommen werden, konvertieren und damit Provision generieren.
Nutze auf jeden Fall den gesamten Platz aus, den Du für die Titelzeile gewährt bekommst. Konkrete Beispiele für eine gute Titelzeile wären beispielsweise bei einem Küchengerät zunächst der Suchbegriff für das jeweilige Küchengerät, welches die Keyword Tools als besonders ertragreich identifiziert haben und dann ein oder zwei Benefits. Das könnte dann wie folgt aussehen:
Automatische Brotschneidemaschine von XYZ: Schnell, sicher, sauber & kompakt.
Automatische Brotschneide-
maschine von XYZ: Schnell, sicher, sauber & kompakt.
Während es in manchen Fällen sinnvoll sein kann, technische Details in die Titelzeile einzubringen, ist man in vielen Fällen mit möglichst starken Kaufargumenten direkt in der Titelzeile besser bedient.
Exkurs: Produktfokussierung Tonalität
Verschiedene Arten von Produkten müssen verschieden präsentiert werden, so viel ist klar.
Es ist an dieser Stelle möglicherweise eine gute Idee, nochmals zu betonen wie wichtig es ist, dass man sich Gedanken über die Präferenzen des Kunden des jeweiligen Produktes macht bevor man die Tastatur anfasst. Bei Produkten wie Küchengeräten ist es z.B. wichtig, dass man gleich am Anfang innerhalb der Produktbeschreibung alle Funktionen und Zubehörteile beschreibt und möglicherweise beschreibt, dass es sich bei dem Produkt um ein echtes Markenprodukt mit langer Lebensdauer, Garantie und maschinenwaschbaren Einzelteilen handelt.
Bei Produkten für Haustiere zum Beispiel lohnt es sich, viel früher auf eine eher emotionale Schiene einzuschwenken. Erst am Ende sollte dann noch die Möglichkeit genutzt werden, technische Daten zu geben und nochmal die Vergewisserung zu stärken, dass das Produkt völlig ungefährlich für das Haustier ist.
Einer der wichtigsten Werbetexter in der Geschichte dieser Profession, Eugene Schwartz, sagte einst:
“Jedes Wort hat nur einen Sinn. Dieser Sinn ist, dass das nächste Wort gelesen wird.”
Recht hat er. Es ist deine Aufgabe, einen Werbetext zu gestalten, der den Leser abholt, in das Angebot hineinsaugt und auf diesem Weg gleichzeitig das Vertrauen aufbaut, welches zum Schluss hin ausreichend sein muss für den Kauf.
4: Inspiration für gute Produktbeschreibungen von der Competition bekommen
Einer der bekanntesten Email-Marketer der heutigen Zeit ist Ben Settle. Während er selbst natürlich bereits schon ein brillanter Kopf ist, wird er nicht müde Rookie-Werbetexter dazu anzuhalten, eine so genannte Swipe File aufzubauen. In diesen Ordner kommen alle besseren Wettbewerbertexte zu Produkten und Anzeigen. In der Analyse und in der Ergänzung der Artikelbeschreibungen der Wettbewerber liegt der Schlüssel, um diese in diesem wichtigen Feld zu schlagen.
Besonderer Wert ist auf die Struktur und wiederkehrende Buzzwords in den Texten der Kollegen zu achten. Es kann sinnvoll sein, eine Excel Tabelle anzulegen und die wichtigsten Verkaufsargumente jedes Textes zu erfassen. Auf diese Weise wirst du in die Lage versetzt, die besten Verkaufsargumente intensiv und knackig darzustellen und den richtigen Ton zu treffen um die verschiedenen Hauptzielgruppen zu erreichen.
Abschließende Tipps: Der Kampf um mehr Produktbewertungen ist gerade am Anfang ziemlich hart. Eine Idee könnte sein, bereits in der Produktbeschreibung einige vertrauensbildende Elemente unterzubringen. Testimonials, Zertifizierungen, sowie möglicherweise sogar ein kurzer “Über Uns”-Text, oder ein persönliches Statement des Shopbetreibers können alle dazu beitragen, Nutzer über fehlende Produktbewertungen hinwegsehen zu lassen. Natürlich muss der Header so gut sein, dass User bei den Übersichten auf dich klicken obwohl du noch keine Bewertungen hast.
Fazit
Ich hoffe, du hast unter diesen Tipps und Hinweisen für dich was Nützliches finden können. Die Erstellung der optimalen Produktbeschreibung ist nicht leicht und noch immer machen viele Händler massive Fehler bei der Darstellung ihrer Produkte. Diese Situation ist eine Chance für jeden, der die Natur guter Werbetexte erfassen kann. Viel Spaß bei der Anwendung und lasst mich wissen, wenn ich mal über eure Texte drüber gucken soll.
Kennst du noch weitere Tricks für astreine Produktbeschreibungen oder willst deine posten? Ab damit in die Kommentare!
Über den Autor
Joe Goerbert schreibt Businesspläne und Werbetexte seit respektive 8 und 4 Jahren. Seit drei Jahren vollnomadisch unterwegs kann er bereits auf ca. fünf Jahre Work-on-Travel zurückblicken. Erfüllt mit einer tiefen Leidenschaft für den Weg der Sprache, fühlt er sich in seinem Metier hervorragend aufgehoben und freut sich über jeden, der in Sachen Texterstellung Fragen hat.
andi
Veröffentlicht am 08:36h, 02 NovemberHi, wieder mal ein sehr Informativer Artikel. Richtige Headlines bzw. Produktbeschreibung ist das A&O.
Hast du sehr gut beschrieben. Viele Grüße aus Hamburg
Joe Goerbert
Veröffentlicht am 13:19h, 02 NovemberDanke Andi! Gibt natürlich noch viel mehr zum Thema zu erzählen aber ich glaube obiges ist schon ein schöner Scoop 😉
Moritz
Veröffentlicht am 17:00h, 03 NovemberSuper Artikel! Wirklich sehr informativ. Allerdings bin ich über eine Zeile “gestolpert”, welche ich so noch nicht gehört habe.
Ist der Dateiname von Bildern für SEO nicht völlig nebensächlich? Suchmaschinen bewerten doch lediglich das “Alt-Tag” des Bildes oder liege ich da falsch?
Weiter so!
Viele Grüße aus Erfurt.
Oliver Falk
Veröffentlicht am 19:15h, 03 NovemberOh ja Joe,
das ist ein schwieriges Thema. Als ich angefangen habe meine Produktbeschreibungen selbst zu schreiben , war ich völlig ohne Konzept und habe Blut und Wasser geschwitzt. Nach einer gewissen Zeit hatte ich auch etwas von der beschriebenen Struktur drin und dadurch auch gleich etwas mehr Routine. Aber das gute ist, dass die Texte meiner Konkurrenten auch nicht wirklich vom Hocker reißen 😉
Insgesamt kann ich gut nachvollziehen was du beschreibst und muss bei mir wohl nochmal ran.
Meines Erachtens ist aber auch super wichtig, dass (zumindest bei kleinen Nischenshops) die persönliche Note erkennbar ist, ohne dabei jedoch ins kitschige abzudriften.
Wenn also mal jemand bei mir (Kletterturm.de) die Texte bewerten will, gerne. Aber lasst mich am Leben…
Greetz
Oli
Joe
Veröffentlicht am 16:57h, 07 November@Moritz: Ja, so weit ich weiß ist es gut, Keywords in den Dateinamen zu legen.
@Oliver: Ich schau es mir bei Gelegenheit gern an. Und no Worries, bist in guter Gesellschaft- die meisten Shops da draußen haben noch viel Potential bei den Texten!
Danke für die Comments und weiterhin viel Erfolg!
LG
Joe
Doreen Kalkofen
Veröffentlicht am 21:41h, 20 AprilLieber Basti, vielen Dank für immer wieder so interessanten Blogposts und Deinen FBA Kurs. Großartig, Du bist mein Held! 🙂
Bis ganz bald mal, alles liebe, Doreen
Daniel Wiegand
Veröffentlicht am 12:17h, 28 JuniHi!
Danke für den informativen Artikel. Wieder einmal sind gute Tipps enthalten, mit denen ich direkt mal meine Produktbeschreibung kritisch challengen werde.
Was auch gut funktionieren soll, sind Alliterationen (“Milch macht müde Männer munter”).
Ich denke hier gibt es wirklich große Chancen, die schlechten Beschreibungen der Konkurrenz zu deinem Vorteil zu nutzen.
Grüße,
Daniel
Bastian
Veröffentlicht am 16:01h, 06 JuliDanke Daniel, auf jeden Fall.
Dank DIR für den tollen Artikel zum GTIN/EAN Wirbel. Hast einen schönen Blog den ich im Auge behalte. Weiter so 😉
Gerrit
Veröffentlicht am 13:59h, 18 AprilHi Bastian
Ich bin 23 Jahre alt Physiotherapeut und sehr interessiert am E-Commerce, jedoch ganz neu auf dem gebiet. Dein Blog wurde mit weiterempfohlen und ist super-hilfreich und unterhaltsam gestaltet um sich auf dem Gebiet einzulesen.
Meine anfängliche Idee in das Online Business einzusteigen war, dass ich als Physio Medical-Fitness Artikel Vertreibe und das auch so zu kommunizieren, um mir so in der Aufmachung gegenüber anderen Händlern einen Vorteil zu verschaffen.
Meine Fragen:
1)Lohnt es sich im Jahr 2020 überhaupt noch in diese überlaufene Produktsparte zu investieren?
2)Ist es gängig oder eine Möglichkeit einen Beipackzettel im Paket an den Konsumenten mitzusenden?
Etwa mit einer Vorstellung von sich selbst oder dem Hinterlassen der Email für Probleme mit dem Produkt, um negative Bewertungen abzufangen. Im Gegenzug hätte man auch direkt die Email des Verteilers in der Liste.
Vielen Danke für die Bereitstellung all deiner Erfahrungen !!
Grüsse
Bastian
Veröffentlicht am 07:24h, 19 AprilHey Gerrit, dank dir für deinen Kommentar. Ich bin tatsächlich schon seit etwa 3 Jahren aus dem eCommerce raus und kann dir daher leider nicht sagen, ob man heute noch bei Amazon Beipackzettel mit ins Paket packen kann. Auch der Fitness-/Sportartikel Markt ist sehr stark umkämpft. Dennoch denke ich, dass es für eine innovative Brand immer Platz gibt. Aber eher mit eigenen Produkten als mit Private Labeling. Beste Grüße